Bipolar – In der Klinik X

Der Sonntag war nass, im wahrsten Sinne des Wortes. In der Früh hatten wir wolkenbruchartigen Regen, der erst gegen Mittag nachließ. Den Plan, bei Regen in die Therme zu gehen, hatte ich recht schnell aufgegeben, stattdessen meine Hausaufgaben gemacht, zumindest einen Teil davon.
Das Highlight am Morgen, der von der Nachtschwester liebevoll gedeckte Frühstückstisch. Damit lässt sich die mehr als magere Kost zwar nicht aufpäppeln, entschädigt aber emotional ungeheuer.
Eigentlich hatte ich vor, am Mittag Essen zu gehen, die vielen Kekse nach dem Frühstück hatten aber zu einem Sättigungsgefühl geführt, sodass ich mir die zusätzlichen Kalorien erspart habe.
Stattdessen am Nachmittag ein ausgedehnter Spaziergang, bei dem ich dem Konstanzer Hauptfriedhof einen Besuch abstattete. Sehr interessant das direkt am Haupteingang befindliche, ausgedehnte Gräberfeld der israelitischen Kultusgemeinde.
Pünktlich um 19 Uhr die Befindlichkeitsrunde, bei der uns wieder bühnenreife Darbietungen der schwer Leidenden präsentiert wurden. Interessanterweise pflegen die Damen dieses Genres tagsüber ein quietschfideles Leben. Wenn man bedenkt, wie viele Menschen dringend auf einen Therapieplatz warten, möchte man diesen Oscar Anwärterinnen raten, es einmal mit Arbeit zu versuchen. Wie ich in den Gesprächen mit anderen Patienten erfahren habe, teilen die meisten meine Einschätzung.
Der neue Wochenplan schaut ähnlich überschaubar wir der von der letzten Woche aus. Ich bin am Grübeln, ob es Sinn macht, die Behandlung fortzusetzten.